Kata Šoljić – Kroatische Rose
Mütter, gebt nicht auf (…)
seid mutig! Traurig sind wir, unsere Kinder kann uns niemand ersetzten, aber (…)
wenn Vukovar gefallen ist, Kroatien ist nicht gefallen, Kroatien geben wir nicht ab! Wenn Gott es will, kehren wir wieder nach Vukovar zurück (…)
Seid mutig, betet! (…)
(…)
Es lebe Kroatien!
Kata Šoljić
Kata Šoljić ist am 23. Februar 1922 in einer armen Familie Tikvić in Donji Vukšić, in der Nähe von Brčko – Bosnien und Herzegowina geboren. Ohne den Vater ist sie geblieben als sie 13 Jahre alt war. Ein mühevolles Leben führend, hat ihre Mutter sie und ihre Geschwister aufgezogen.
Am Anfang des zweiten Weltkrieges (1941-1945) hat Kata Ante Šoljić aus dem Nachbardorf Ulica geheiratet und bis zum Jahr 1954 sechs Kinder auf die Welt gebracht. Schweres und unsicheres Leben hatte Kata sowohl in den Kriegs- als auch in den Nachkriegsjahren. Außer dem Krieg hat ihr Mann Ante 1945 die Grausamkeiten des kroatischen Kreuzweges durchgemacht, blieb zum Glück am Leben, weil es ihm geling in der Nähe von Dravograd aus der Todeskolonne zu flüchten.
Nach der Rückkehr wurde er stets angegriffen und verfolgt, im Gefängnis eingesperrt und existenziell gefährdet, weil er wegen seiner kroatischen Staatsangehörigkeit von damaliger Regierung als persona non grata angesehen wurde und auf der Seite der kroatischen Soldaten Domobrani gekämpft hatte.
Da er keine staatliche Arbeit bekommen konnte, musste er stets schwere Arbeiten errichten um seine zahlreiche Familie zu ernähren. Zu all diesen Lebensquälereien, die Kata erlebte, stieß ihr noch ein Unglück nach dem anderen zu. In der kroatischen Golgatha während und nach dem zweiten Weltkrieg hat Kata ihre vier Brüder: Ivo, Martin, Ivan und Petar verloren. Ihre Mutter, laut Kata, ist 1946. vor Trauer und Kummer gestorben, aber gestorben sind auch ihre zwei Schwester.
In der Hoffnung ein besseres und ruhigeres Leben zu haben, sind Kata und Anto 1956 aus dem Dorf Ulica nach Srijemska Mitrovica in Slawonien umgezogen. Dort führten sie ein etwas ruhigeres, aber weiterhin wegen der kroatischen Angehörigkeit unerträgliches und voller Unsicherheit ausgefülltes Leben. Trotz aller Unannehmlichkeiten haben sie es nicht erlaubt, dass ihre Kinder den Mut verlieren. Sie haben sie im kroatisch-katholischen Geiste erzogen, stets sich dessen bewusst, dass sie dem kroatischen Volke angehören und von echter Vaterlandsliebe durchwoben sind.
Anto ist schwer erkrankt und Kata hat ihn mit Liebe bis zu seinem Tod 1981 gepflegt. Seit dem Tod ihren Ehemannes 1981 lebte Kata bis zum Anfang des Heimatkrieges (1991-1995) in Vukovar bei ihrer Tochter Ana und ihrer Familie. Im Krieg ist sie nach Bosnien geflüchtet, dann nach Ungarn und anschließend nach Zagreb und zuletzt auf die Insel Brač. In der Verbannung bebte sie ums Leben ihrer Kinder und ihrer Familien sowie um das Schicksal der Stadt Vukovar und seiner Einwohner.
Eine nach der anderen trafen Kata die traurigen unglücklichen Nachrichten, die ihr Leben prägten. Die Tochter Marija ist mit ihrem Mann und den Kindern in die Gefangenschaft nach Srijemska Mitrovica geraten. Ihre vier Söhne: Niko, Mijo, Ivo und Mato sind einer nach dem anderen ums Leben gekommen. Nach ihnen ist auch ihr Schwiegersohn Ivan im Krieg gefallen, und nach ihm blieb seine Frau mit Kindern.
Niko Šoljić (1942), Wachtmeister der kroatischen Wehrmacht, ist am 19. November 1991 während der Kämpfe, die unmittelbar nach dem Fall von Vukovar geführt wurden, gefangen genommen und ist in die Gefangenschaft nach Srijemska Mitrovica abtransportiert worden, wo er unbarmherzig gefoltert und am 22. November mit einem schweren Schlag auf den Kopf getötet worden. Nach zwölf Jahren langwieriger Suche und Verlangen hat man seine Leiche im Jahre 2003 in einer nicht kennzeichneten Grabstätte in Srijemska Mitrovica gefunden und sie neben Leichenüberreste seiner Brüdern beigesetzt. Er ist mit dem Orden Nikola Šubić Zrinski ausgezeichnet worden. Im Krieg waren auch seine drei Söhne Franjo, Anto und Ivo engagiert.
Mijo Šoljić (1945.), Wachtmeister der kroatischen Wehrmacht, war an der Verteidigung von Vukovar beteiligt. Er wurde am 19. Oktober 1991 im Familienhaus in Srijemski Čakovci von serbischen Nachbarn, vor Augen seiner Frau und zwei minderjähriger Kinder Josip und Katarina gefangen genommen und im Maisfeld getötet mit noch drei anderen kroatischen Nachbarn. Er ist mit dem Orden Nikola Šubić Zrinski, Petar Zrinski und Fran Krste Frankopan mit silbernem Geflecht ausgezeichnet worden. Seine Todesüberreste sowie die seines Bruders Mate sind nach der Exhumierung 1999 am gleichen Tag beigesetzt worden.
Ivo Šoljić (1948.), genannt großer Jo, Oberst der kroatischen Wehrmacht, war Kommandant bei der Verteidigung Mitnica auf dem Kampfplatz von Vukovar. Mit seinen Veteranen bewegten sie sich aus dem zerstörten und blockierten Vukovar kurz vor seinem Fall zum Durchbruch. Um der Tschetniks Falle auszuweichen, weil er sich nicht übergeben wollte, sprang er in die Donau und ertrank am 17. November 1991. Seine Leiche ist 2002. auf dem Friedhof in Novi Sad exhumiert und am 24. Januar 2003 neben den Todesüberresten seiner Brüder beigesetzt worden. Er ist mit dem Orden des Firsten Domagoj mit Halskette, Petar Zrinski und Fran Krste Frankopan mit silbernem Geflecht sowie dem Orden des kroatischen Dreiblatts ausgezeichnet worden. Geblieben sind nach ihm seine Frau Mirjana mit Kindern Marijan, Ivana und Maja.
Mato Šoljić (1952.), Wachtmeister der kroatischen Wehrmacht, ist am 19. September 1991 verletzt worden, als sie die Kaserne der Jugoslawischen Armee in Vukovar erobern wollten. Dabei ist er gefangen genommen, gefoltert und am gleichen Tag getötet worden. Seine Todesüberreste hat man in der Nähe der Kaserne gefunden und sie 1999 mit Überresten des Bruders Mijo beigesetzt. Er ist mit dem Orden Petar Zrinski und Fran Krste Frankopan mit vergoldetem Geflecht ausgezeichnet worden.
Marija Barišić,geboren Šoljić (1950.), Wachtmeisterin der kroatischen Wehrmacht, hat mit ihrem Ehemann Stjepan und den Söhnen Toni und Zoran Vukovar verteidigt. Nach dem Fall Vukovar sind sie und Ihre Söhne Toni und Zoran gefangen genommen und in den Gefangenschaftslager nach Srijemska Mitrovica abgeführt worden, wo sie schwer gefoltert und malträtiert wurden. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft haben sie sich wieder der kroatischen Armee als Verteidiger angeschlossen.
Ana Vukojević, geboren Šoljić (1954.), Brigadierführerin der kroatischen Wehrmacht nahm auch an der Verteidigung von Vukovar teil. Nachdem sie mit ihren minderjährigen Kindern Igor und Tomislav auf die Insel Ugljan kam, schloss sie sich dortigen Truppen an und nahm weiter an der Verteidigung der Heimat teil. Sie ist mit dem Orden der Denkschrift des Heimatkrieges ausgezeichnet und es wurde ihr die Medaille „Oluja“ für die Teilnahme an der militär-polizeilichen Operation „Oluja“ erteilt. Anas Ehemann Ivan ist am 19. November 1991 in Vukovar erschossen, und seine Todesüberreste sind noch nicht gefunden worden.
Als Zugehörige der kroatischen Wehrmacht sind auch Katas Enkel: Franjo, Anto, Ivo, Zoran und Toni sowie ihre zwei Schwiegersöhne für ihren Beitrag und Verdienst im Krieg mit Orden ausgezeichnet worden.
Ihren Schmerz und ihr Trauen durchlebend, aber stolz auf ihre Söhne, Töchter und ihre fünf Enkel, und auf die Rückkehr nach Vukovar wartend, hat Kata gesagt: Gefunden habe ich keinen Körper, keine Grabstätte, wo ich zu Tränen ausbrechen könnte. Aber meine Söhne haben ihr Leben nicht umsonst gegeben. In Vukovar sind sie geblieben, damit sie ihre Stadt verteidigen, so waren meine Söhne (…). Und vom Krieg kann man nichts anderes erwarten als den Tod. Wie und wie sehr die Mutter leidet und den Schmerz verspürt, kann nur allein die Mutter wissen. Trotz ihren Schmerz hat sie den Mut nicht verloren, sondern stets unermüdet zur Tapferkeit und zum Glauben auf die schlussendliche Freiheit Vukovars und Kroatiens aufgerufen. Für diese Freiheit haben ihre vier Söhne als Mitglieder der kroatischen Wehrmacht ihr Leben im Krieg gegen die serbische Aggression heldenhaft gegeben.
Unsere mutige Rose Kroatiens, Symbol des mütterlichen Leidens im Heimatkrieg, hat Dr. Franjo Tuđmann 1995 am Tag der kroatischen Unabhängigkeit mit dem Orden Danica Hrvatska und dem Bild von Katarina Zrinska für den besonderen Verdienst zur Förderung der moralischen und gesellschaftlichen Werte ausgezeichnet. Vom Veteranenverein hat sie die Belohnung und Auszeichnung als Heldin des Heimatkrieges bekommen, und am Muttertag 2019. wurde der Park in Zagreber Trešnjevka nach ihr genannt.
Kata und ihren Söhnen zu Ehren, die im Krieg für die Freiheit Vukovars und Kroatiens gefallen sind, werden die Veteranenvereine der 4. Gardabrigade und der Oluja Podstrana ein Denkmal am 17. November 2022 im Stadtviertel Mitnica in Vukovar errichten.
Kata Šoljić, im Schmerz erhaben, im Leiden würdevoll, in der Vaterlandsliebe großartig, im Leben fromm und bescheiden zählt mit unbestreitbarem Recht zu den großen Frauen der kroatischen Geschichte. In der Aufopferung großmütig, mit unerschütterlichem Glauben an den Sinn des Christi Leidens hat sie ihr Lebenskreuz geduldig und voller Würde getragen. Der Heimat opferte sie das Kostbarste – ihre Kinder, und wirkte belehrend, wie man dem Volke verpflichtenden Stempel hinterlässt und wie man Herzensheldin wird, indem sie sagte: „Ich bin Kata Šoljić, kroatin, Mutter aus Vukovar (…). Das Leben hat mich nie gestreichelt. Deshalb habe ich gelernt und lerne noch immer die beste und größte Lebensschule, und diese ist die Schule der Liebe und der Opferung für seinen Nächsten, für seine Familie und für seine kroatische Heimat“. Gestorben ist sie am 08. Juli 2008 in ihrem 86. Lebensjahr im Klinikkrankenhaus Sveti Duh in Zagreb, und beigesetzt worden ist sie im neuen Friedhof in Vukovar neben ihrem Ehemann und ihren vier Söhnen.
Ruhe in Frieden Kata, die kroatische Erde möge dir leicht sein!
Im Namen des Erinnerungsträgers an Kata Šoljić
Der Oberst Mirko Čondić